Am 12. Mai 2020 fand im Bundeskanzleramt ein Regionalitätsgipfel statt, zu dem Bundeskanzler Sebastian Kurz und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger eingeladen hatten. Zahlreiche Stakeholder aus Politik, Landwirtschaft und Wirtschaft sowie VertreterInnen des Lebensmittelhandels waren zugegen. Die Forderung der Bundesregierung nach mehr regionalen Lebensmitteln ist durchaus positiv zu sehen. Allerdings erfasst sie das österreichische Ernährungssystem dabei nicht in seiner Ganzheit. Das lässt aus Sicht des Ernährungsrat Wien viele Potenziale ungenutzt.
Tag der Lebensmittelverschwendung
Am 2. Mai war Tag der Lebensmittelverschwendung – das heißt: rechnerisch landen in Österreich alle Lebensmittel, die von Jahresbeginn bis zu diesem Tag produziert werden, im Müll.
Jährlich werden hierzulande bis zu 521.000 Tonnen an genießbaren Lebensmitteln und bis zu 800 Euro pro Haushalt im Abfall entsorgt – und davon etwa die Hälfte der vermeidbaren Lebensmittelabfälle direkt zu Hause. Das hat nicht nur enorme Auswirkungen auf die einzelnen Haushalte und die Gesellschaft, sondern auch auf das Klima: Lebensmittelverschwendung verursacht rund 16% der Treibhausgas-Emissionen, die mit unserer Ernährung zusammenhängen. Darum gilt es hier dringend etwas zu ändern – auf allen Ebenen, auf denen wir Lebensmittelabfall verursachen.
Die Ernährungswende gemeinsam gestalten – Positionen des Ernährungsrat Wien
Warum es eine Ernährungswende braucht – auch in Wien:
Unser globalisiertes Ernährungssystem trägt mit ca. einem Drittel der globalen Treibhausgas-Emissionen maßgeblich zum Klimawandel bei. Es muss tiefgreifend verändert werden, um auch in Zukunft Nahrung für eine wachsende Weltbevölkerung bereitzustellen. Das gilt auch für das Ernährungssystem der Stadt Wien, das unmittelbar in dieses globale System eingebettet und davon abhängig ist.
Presseinformation: Ernährungsräte fordern Aufbau eines krisensicheren Ernährungssystems
Gemeinsam mit vielen anderen Ernährungsräten und Ernährungsrat-Initiativen haben wir eine Presseerklärung unterzeichnet, mit der wir die durch die Krise deutlich gewordenen Anfälligkeiten und Herausforderungen aber auch Handlungsoptionen für ein resilientes Ernährungssystem aufzeigen wollen!
Reaktion und Stellungnahme – zur Ankündigung des Wiener Lebensmittelaktionsplans
Wir, das Team des Ernährungsrat Wien, freuen uns über das Bekenntnis der Stadt Wien zu einem gesunden, nachhaltigen und fairen Lebensmittelangebot. Der dazu angekündigte Lebensmittelaktionsplan umfasst mit seinem Titel „Wien isst G.U.T.“ die Bereiche Gesund/Genussvoll, Umwelt-/Klima- und Tierfair. Wir unterstützen es, bereits bestehende erfolgreiche Programme wie Ökokauf zu erweitern und noch wirksamer zu gestalten, wie es mit dem Plan beabsichtigt ist. Uns ist es aber auch ein besonderes Anliegen, dass das städtische Ernährungssystem gesamtheitlich betrachtet wird. Insel- oder Teillösungen haben wenige Chancen auf nachhaltigen Erfolg und Wirksamkeit und es wird nicht genügen, ausschließlich auf die Fortsetzung existierender Programme zu vertrauen. Die Stadt Wien hat mit dem Lebensmittelaktionsplan die Gelegenheit, auch im Bereich Ernährung Maßstäbe zu setzen und neue, innovative Lösungswege zu beschreiten.