Parteienbefragung im Rahmen der Wien-Wahl 2025
Für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem
Wien, 13.04.2025
In Europa erleben wir derzeit multiple Krisen: von Klima- und Biodiversitätskrise über die Folgen der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine, bis hin zu steigenden Preisen, sozialer Ungerechtigkeit und zunehmenden ernährungsbedingten Krankheiten. Wir als Ernährungsrat Wien stellen uns die Frage, wie die Stadt Wien plant - in Bezug auf unser Ernährungssystem - mit diesen Krisen umzugehen. Darum haben wir im März 2025 die sechs größten Parteien (SPÖ, ÖVP, Grüne, Neos, FPÖ und KPÖ/LINKS) in Wien mit einem Online-Fragebogen dazu befragt. Die individuellen Antworten auf unsere Fragen findet ihr nach der Übersichts-Tabelle.
Wir haben uns die Antworten vergleichend angeschaut und möchten mit diesem Kommentar (und der Tabelle weiter unten) ein paar, für uns wichtige Punkte beleuchten.
Dass eine gesunde und nachhaltige Ernährung für alle Menschen wichtig ist, war für alle Parteien klar. Vorgeschlagene Maßnahmen, wie man eine solche Ernährung in der Bevölkerung fördern kann, waren jedoch sehr unterschiedlich.
Einig waren sich fast alle Parteien, dass Bewusstseinsbildung und Gemeinschaftsverpflegung (inkl. öffentlicher Beschaffung regionaler und biologischer Lebensmittel) wichtige Hebel sind, um die Ernährung der Wiener*innen nachhaltiger und gesünder zu gestalten. Bewusstseinsbildung ist jedoch oft mit der Eigenverantwortung verbunden: Also, es liegt am Individuum etwas zu ändern. Regulative Maßnahmen, um die nachhaltigste und gesündeste Option einfach verfügbar und zugänglich zu machen, wurden nur von einer Partei erwähnt.
Vorschläge, um Ernährung leistbarer für alle zu machen, wurden meist auf ein gratis Mittagessen in Kindergärten und Schulen beschränkt. In jedem Fall eine notwendige Maßnahme! Eine gesunde und nachhaltige Ernährung sollte aber auch außerhalb der Schulen für alle leistbar und umsetzbar sein, was jedoch kaum thematisiert wurde. Um die Versorgungssicherheit in der Stadt zu verbessern, haben verschiedene Parteien zudem vorgeschlagen die Direktvermarktung durch Landwirt*innen zu fördern.
Im Ernährungsrat Wien sind wir überzeugt davon, dass jeder Mensch das Recht auf eine gesunde und nachhaltige Ernährung hat und Ernährungssysteme nicht nur gesundheitsförderlich und nachhaltig sein sollten sondern auch sozial gerecht und demokratisch gestaltet werden sollten (Stichwort Ernährungsdemokratie und Milan Urban Food Policy Pact, den auch Wien unterzeichnet hat). Solche oder andere soziale Aspekte wurden allerdings kaum bis gar nicht von den befragten Parteien erwähnt.
Obwohl in den Antworten viele Lücken bestehen, so zeigen sie auch eine allgemeine Bereitschaft an der Transformation des Wiener Ernährungssystems zu arbeiten. Wir vom Ernährungsrat Wien erwarten, dass die Stadt Wien diese Transformation proaktiv und partizipativ, unter Einbeziehung möglichst vieler und diverser Akteur*innen des städtischen Ernährungssystems, angeht und gestaltet.
Was es dafür braucht?
Eine richtunggebende Strategie als Rahmen UND konkrete Lösungen und Maßnahmen mit der notwendigen Ressourcenausstattung für die Umsetzung.
Wir sind bereit, mit der künftigen Stadtregierung an solchen Schritten und Strategien zu arbeiten!
Übersichtstabelle
In dieser Tabelle haben wir die Antworten der Parteien für uns auf einige Elemente des Ernährungssystems hin, zusammenfassend interpretiert.
Die Kennzeichnung mit rot oder grün stellt dabei keine Bewertung unsererseits dar, sondern sagt lediglich aus:
grün... auf diesen Aspekt wurde in den Antworten eingegangen
rot... auf diesen Aspekt wurde in den Antworten nicht eingegangen

Individuelle Antworten der Parteien
Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um umweltfreundliche Ernährung in der Stadt Wien
umzusetzen?
"Die SPÖ Wien bekennt sich weiterhin zu zum Lebensmittelaktionsplan "Wien isst G.U.T." (Gesund und genussvoll - Umwelt und klimafreundlich - Tierfair) der Stadt Wien. Ein wichtiger Bestandteil dieses Plans ist die Unterstützung von Programmen wie SchoolFood4Change, bei dem Schüler:innen lernen, sich umweltfreundlich zu ernähren oder „ÖkoKauf Wien“, die einen Fokus auf gesunde, regionale und biologische Lebensmittel legen. Wir haben bereits das Angebot von kostenlosen warmen Mittagessen an allen ganztägigen offenen Pflichtschulen eingeführt und planen, dieses weiter auszubauen, um sicherzustellen, dass jedes Kind eine gesunde, warme Mahlzeit am Tag erhält. Auch bewährte Kooperationen, wie die mit den Wiener Volkshochschulen im Rahmen der Umweltberatung, werden fortgeführt. Diese Partnerschaften tragen zur Bewusstseinsbildung und Unterstützung in den Bereichen nachhaltige Ernährung und Umweltbewusstsein bei. Weitere Informationen dazu finden sich auf der Website der Umweltberatung. Außerdem werden in der Gastronomie nachhaltige und tierwohlorientierte Wiener Betriebe ausgezeichnet, während internationale Kooperationen wie der "Milan Urban Food Policy Pact" Wiens Engagement für eine umweltfreundliche und gerechte Ernährung unterstreichen."
"Wir setzen auf die Förderung von regionalen, saisonalen und biologischen Lebensmitteln, die zu einem guten Teil aus der Wiener Landwirtschaft stammen und zur Versorgung mit frischem Gemüse beitragen. Diese Produkte möchten wir stärker in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten etablieren und gleichzeitig Lebensmittelverschwendung durch gezielte Maßnahmen in Handel und Gastronomie reduzieren. Denn ein umweltfreundliches Wien geht nur mit der Wiener Landwirtschaft!"
"Umweltfreundliche Ernährung heißt für uns: mehr bio, mehr saisonal, mehr regional. Die Stadt Wien hat viele Möglichkeiten, um hier eine Vorreiterrolle einzunehmen, darunter:
⇒ Höhere Bio- und Regionalquoten in städtischen Einrichtungen (Kindergärten, Schulen, Pflegeheime, Krankenhäuser) – langfristig soll eine Bio-Quote von 100 % erreicht werden.
⇒ Einführung regelmäßiger „Klimateller“ – also besonders umweltschonend produzierten Gerichten – im eigenen Wirkungsbereich
⇒ Bewusstseins- und Ernährungsbildung
⇒ Ausbau ökologischer und nachhaltiger Vergabekriterien in der öffentlichen Beschaffung (langfristig eine Bio-Quote von 100 Prozent forcieren)
⇒ Förderprogramme für nachhaltige Ernährung
⇒ Schutz wertvoller Ackerflächen vor Verbauung – wie im Donaufeld, wo wir Grüne uns für den Erhalt der Bio-Landwirtschaft einsetzen."
"Wir NEOS haben in der Stadtregierung bereits den Bio-Anteil beim Essen in den Wiener Schulen von 40 auf 50 Prozent und in den Wiener Kindergärten von 50 auf 60 Prozent erhöht. Künftig wollen wir das das Bewusstsein für gesunde und umweltfreundliche Ernährung in der Bevölkerung weiter stärken, insbesondere bei den Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus wollen wir weiterhin Anreize und Beratung bieten, damit Bäuerinnen und Bauern auf klima- und umweltfreundliche Produktionsweisen umstellen können.
Generell muss der Einkauf der Stadt Wien den Fokus verstärkt auf regionale Produkte legen und auf eine ausgewogene Produktpalette achten. Bei Fleisch-, Milch- und anderen Lebensmitteln tierischer Herkunft sind stets zeitgemäße und strenge Tierwohlstandards anzulegen, insbesondere hinsichtlich der Haltungs- und Transportbedingungen."
"Den ersten Hebel wollen wir dort ansetzen, wo die Stadt selbst Konsumentin ist: die Stadt Wien hat ca 83.000 Beschäftigte, von denen ein Gutteil sich täglich in Kantinen und ähnlichem öffentlichen beschaffte Lebensmittel konsumiert: bereits seit 1998 besteht mit ÖkoKauf Wien ein Projekt das Grundsätze, nach denen Produkte eingekauft werden festschreibt (Schonung natürlicher Ressourcen, ökologische Produktion, Energieeffizienz, Reparaturfähigkeit, Vermeidung von Emissionen sowie gefährlicher und toxischer Materialien) – diese werden mit LINKS und der KPÖ ernst genommen, ausgeweitet und streng kontrolliert. Insbesondere auch ein Fokus auf kurze Lieferwege und das Fördern von regionalen Kleinbetrieben ist für KPÖ und LINKS hier besonders wichtig. Zudem sollen die Standards flächendeckend und nicht nur punktuell angewendet werden.
Darüber hinaus wird KPÖ und LINKS alle Betriebe, die der Stadt Wien zuliefern, flächendeckend auf die Einhaltung von arbeitsrechtlichen Standards in Bezug auf Arbeitszeit, Entlohnung sowie auf die rechtmäßige Verrechnung von Kost und Logis, überprüfen. Diese Aspekte sind vor allem bei Erntehelfer*innen und Saisonarbeitskräften relevant, die aufgrund mangelnder Alternativen und bestehender Sprachbarrieren besonders stark von Ausbeutung betroffen sind. KPÖ und LINKS unterstützt daher voll und ganz die Arbeit der Sezonieri-Kampagne und wird deren Forderungen und Arbeit in seine Politik einbeziehen.
Wir planen Frischküchen für alle städtischen Kantinen, für Krankenhäuser, Pflegeheime und Kindergärten, für alle Betriebsküchen (mehr dazu unter Punkt 4)."
Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um trotz steigender Preise einen fairen und leistbaren Zugang zu gesunden Lebensmitteln für alle Menschen in der Stadt Wien umzusetzen?
"Die Weiterführung und der Ausbau der gesunden Essensversorgung in den Einrichtungen der Stadt, von Schulen, Gesundheitseinrichtungen bis hin zu den Pensionist:innenheimen, wo insgesamt pro Tag 100.000 Speisen ausgegeben werden, sind zentrale Anliegen unserer Politik. Gleichzeitig soll die Rolle der Wiener Märkte als wichtige Nahversorger weiter gestärkt werden, die den Menschen ermöglichen, Lebensmittel in passenden Mengen zu kaufen und so Lebensmittelabfälle zu vermeiden. Dies ist besonders für kleine Haushalte von Bedeutung, die im Supermarkt oft nur große Verpackungseinheiten vorfinden. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung ist die Novelle der Marktordnung, mit der das Angebot auf den Wiener Märkten breiter und gezielter gesteuert werden soll. Künftig wird Wien bei Superädifikaten – also privat errichteten Marktständen auf städtischem Grund – ein Mitspracherecht beim Warenangebot erhalten, sobald ein Betreiberwechsel ansteht. Bevor ein Stand weitergegeben wird, muss dem Marktamt ein Konzept samt Geschäftsidee vorgelegt werden. So soll sichergestellt werden, dass die Märkte ihr Profil als lebendige und qualitativ hochwertige Nahversorger weiter schärfen. Der Fokus liegt dabei auf einem vielfältigen, regionalen und leistbaren Sortiment – Souvenirartikel ohne Bezug zur Markttradition oder zur Nahversorgung sollen hingegen keinen Platz haben.
Eine wichtige Einrichtung, um insbesondere Menschen mit niedrigem Einkommen mit preisgünstigen Lebensmitteln zu versorgen, sind die Wiener Sozialmärkte. Wir unterstützen und fördern alle Institutionen, die einen Beitrag zur Armutsbekämpfung in unserer Stadt leisten.
Darüber hinaus wird die finanzielle Absicherung von Menschen durch faire Löhne sowie eine starke Sozialpartnerschaft gefördert, um möglichst viele Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren."
"Gesunde Ernährung beginnt bereits in jungen Jahren. Deshalb setzen wir verstärkt darauf, in Wiener Schulen eine gesunde, regionale Jause zu fördern. So ermöglichen wir Kindern frühzeitig den Zugang zu frischen, hochwertigen Lebensmitteln aus der Region und schaffen ein Bewusstsein für gesunde Ernährung. Gleichzeitig stärken wir damit auch die Wiener Landwirtschaft und die heimischen Produzenten. Unser Ziel ist es, dass gesunde und regionale Lebensmittel fixer Bestandteil des Alltags werden – für alle Wienerinnen und Wiener."
"Der Zugang zu gesunden Lebensmitteln ist für uns ein Grundrecht, und kein Luxus. Wir setzen uns für leistbare, hochwertige Ernährung für alle ein, etwa durch:
⇒ Aktiver Schutz und Förderung der Bio-Landwirtschaft, z.B. durch eine entsprechende Förderstruktur (Bundesebene, Anm.) oder den Schutz fruchtbarer Böden vor Versiegelung (z.B. im Donaufeld).
⇒ Ausbau alternativer Vermarktungsmöglichkeiten, z.B. Food-Coops, Nachbarschaftsläden, Märkte, etc.
⇒ Kostenlose gesunde Mittagessen in allen Kindergärten und Pflichtschulen (gesund, pflanzenbasiertund bio)
⇒ Wandel, hin zu einer pflanzenbetonteren Ernährung: Die Fleischerzeugung verbraucht sehr viele Ressourcen und Anbauflächen (Futter für die Tiere). Bei einer pflanzenbetonten Ernährungsweise, werden weniger Ressourcen verschwendet, was die Verfügbarkeit, also das Angebot an Nahrung, erhöht und damit dem Preisdruck entgegenwirkt."
"Wir wollen jedem Kind in Wiener Kindergärten und Schulen ein hochwertiges, warmes, gesundes und kostenloses Mittagessen zur Verfügung stellen."
"Einen Teil beantwortet bereits die vorherige Frage – denn durch das Angebot in den Kantinen werden gesunde Lebensmittel leistbar.
Bereits existierende Konzepte, wie Ernährung gerecht gestaltet werden kann, wie Kleinbäuer*innen unterstützt werden können und gegenüber Mensch und Natur nachhaltige Landwirtschaft gefördert und ausgebaut werden kann, werden wir mit KPÖ und LINKS für den städtischen Konsum aufgreifen: Zwei solche Konzepte sind die CSA – Community Supported Agriculture – und Lebensmittelkooperativen (FoodCoops):
beide unten genauer erläuterten Konzepte schaffen durch das Aussparen von Zwischenhändler*innen (insbesondere große Supermarktketten und deren
Mutterkonzerne) sowie den gezielten Einsatz von öffentlichen Mitteln eine Qualitätssteigerung OHNE die Preise für die Privatkonsumentin übermäßig ansteigen zu lassen.1. Zur CSA – noch einmal Stadt als Konsumentin, und was alle davon haben.
Langfristig möchte KPÖ und LINKS, dass Wien zu einer Agriculture Supporting
Community (ASC) – Landwirtschaft fördernde Gemeinschaft (in Anlehnung an CSA – Community Supported Agriculture) wird:Community Supported Agriculture, auf Deutsch als „solidarische Landwirtschaft“ bezeichnet, bietet den Vorteil für die Produzent*innen, dass das Ernterisiko durch die Konsument*innen mitgetragen wird. In der Praxis funktioniert das so, dass die Konsument*innen die Ernte bereits vorfinanzieren und dann entsprechend des Ertrags ihre jeweiligen Ernteanteile bekommen. Solange das Konzept auf individueller Basis angewendet wird, setzt es voraus, dass die
Verbraucher*innen die finanziellen Mittel haben, um diese Vorschüsse zu leisten und bei potenziellen Ausfällen zusätzliche Lebensmittel zukaufen zu können, um ihre Bedürfnisse zu decken. Bei besonders hohen Ernteerträgen müssen sie umgekehrt die Fertigkeiten und zeitlichen Kapazitäten haben, diese zu verwerten oder zu verteilen – andernfalls verderben die durch den Mehrertrag zusätzlich erhaltenen Lebensmittel.All das setzt Lebensbedingungen voraus, die viele Wiener*innen schlichtweg nicht haben. Nimmt jedoch die Stadt anstelle des Individuums die Rolle der solidarischen Konsumentin ein, lassen sich diese Probleme viel leichter lösen: Erleiden die Landwirt*innen, mit denen die Stadt Vereinbarungen trifft, Ausfälle, wird es ein logistisch verhältnismäßig viel kleinerer Aufwand sein, die benötigten Lebensmittel auf anderem Wege zu beschaffen. Umgekehrt kann das trotzdem investierte Geld als faire und nicht an Landbesitz gekoppelte Agrarförderung angesehen werden, die sicher dort ankommt, wo sie zugutekommen soll. Erwirtschaften die Vereinbarungspartner*innen jedoch einen Überschuss, können die zusätzlich anfallenden Lebensmittel im NGO- oder öffentlichkeitsnahen Bereich verwendet werden (Beispiel Suppenküchen, Volks- und Volkshochschulen, auch im Rahmen von Workshops, Buffets bei öffentlichen
Veranstaltungen etc.).Hier ein Beispiel, wie ein solches Modell die gesunde und nachhaltige Ernährung der Kinder Wiens sicherstellen könnte: Stellen wir uns ein Wien vor, in dem an jedem größeren Verkehrsknotenpunkt der Wiener Linien eine Zweigstelle einer öffentlichen Kantine steht. Jeden Tag fünf Gerichte, per App oder Telefon bestellbar. Vor Ort zu essen oder in Mehrweggeschirr der Stadt einfach zum Mitnehmen. Eine Versorgungsinfrastruktur, an die Schulen genauso angeschlossen werden können wie Menschen, die keine Zeit zum Kochen finden. Am Wochenende mit den Kindern bestellen, am Weg von der Arbeit täglich abholen und zuhause essen? So können Menschen in ihrem Alltag entlastet und Armut in der Ernährung abgefedert werden.
Daraus folgend strebt Wien mit KPÖ und LINKS eine schrittweise Deckung seiner Lebensmittelbedürfnisse (als direkte Konsumentin) aus solidarischer Landwirtschaft an:
⇒ 15 % sofort
⇒ 60 % innerhalb einer Legislaturperiode
2. Zur FoodCoop – mehr zum Thema Privatkonsum: weil der Supermarkt nicht so super ist
Bei der FoodCoop – auf Deutsch: Nahrungsmittelkooperative - handelt es sich um „nicht gewinnorientierte, selbstverwaltete Gemeinschaften, die eine Infrastruktur zur Besorgung und Verteilung von fairen und nachhaltigen Produkten (hauptsächlich Lebensmittel) bieten“, in denen alle Mitglieder das Recht zur Mitbestimmung haben müssen.Zusätzlich zur Umorientierung des Konsums der Stadt möchte KPÖ und LINKS bereits bestehenden privaten Konsumnetzwerken durch städtische Unterstützung unter die Arme greifen und für mehr Menschen lebbar machen.
Unmittelbar wird KPÖ und LINKS daher⇒ leerstehende Räume (insbesondere in Gemeindebauten und auf Märkten) für die Nutzung durch Lebensmittelkooperativen (FoodCoops) zur Verfügung stellen.
Bis 2030
⇒ Zugang zu kurzen, ökologischen Lieferketten (auf (Straßenbahn)Schiene) für solidarische und alternative, nachhaltige Konsumnetzwerke schaffen.
⇒ eine Bezahlung der nicht-landwirtschaftlichen Arbeit (Entgegennehmen der Lieferungen, Einwiegen der Produkte, Sauberhalten der Räume, Erstellen von Listen etc.), die in diesen Kollektiven notwendig ist, durch städtische Gelder bzw. Organisierung dieser Arbeit im Rahmen sozialer Projekte (Stichwort social design/Anstellung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen) einführen.
⇒ Genossenschaftsmärkte wiederbeleben.
Dadurch erreicht KPÖ und LINKS auch eine Entkoppelung von der Möglichkeit zur Teilhabe an solchen Netzwerken und der Verfügbarkeit der dafür notwendigen finanziellen und zeitlichen Ressourcen. Längerfristig baut Wien mit KPÖ und LINKS die Marktmacht der Supermärkte ab.
Innerstädtisch wird über den kontinuierlichen Ausbau alternativer Konsumnetzwerke, wie sie oben beschrieben sind, auch der individuelle Konsum leichter und günstiger zu decken sein. Langfristig wollen wir sagen - DA HOFER WOARS – JETZT ISSES DIE LINA* (LINKS/KPÖ-Nahrungmittelkooperative). Denn ein Format dafür wären städtisch geförderte Nahrungsmittelkooperativen, die wie Diskont-Supermärkte gestaltet sind: Durch die städtische Förderung fallen Mitgliedsbeiträge weg, die bekannte Aufmachung
gewährleistet Niederschwelligkeit und Annahme durch die Bevölkerung."
Welche Maßnahmen wird Ihre Partei ergreifen, um die lokale Wertschöpfung bei Erzeugung, Verarbeitung und Handel von Lebensmitteln sowie direkte Versorgungsstrukturen in der Wiener Stadtregion zu stärken?
"Die Gestaltung einer klimafitten Zukunft umfasst nicht nur Klimaschutzmaßnahmen, sondern auch die Förderung von Klimaanpassung und Kreislaufwirtschaft. Besonders der Ausbau erneuerbarer Energien, die umweltfreundliche Landwirtschaft und die Stärkung der Bio-Landwirtschaft spielen dabei eine zentrale Rolle. Dies fördert nicht nur den Umweltschutz, sondern trägt ebenfalls aktiv zur Förderung der Biodiversität bei.
In Wien sind die landwirtschaftlichen Flächen für eine Großstadt bemerkenswert groß und werden durch den agrarstrukturellen Stadtentwicklungsplan langfristig gesichert. Zudem setzen innovative Ansätze in der Lebensmittelproduktion, wie die Pilzproduktion in Kellern, neue Akzente und fördern unkonventionelle Produktionsmethoden. Die Stadt Wien übernimmt dabei eine Vorreiterrolle, indem sie als einer der größten Bio-Landwirte des Landes auftritt und ihre Produkte unter der Marke „Wiener Gusto“ im freien Handel anbietet.
Zudem unterstützen wir Initiativen wie „Ökobusiness Wien“, die Wiener Unternehmen auf ihrem Weg zu nachhaltigen Praktiken begleiten, insbesondere im Bereich der Lebensmittelabfallvermeidung. Mit der Marke „ÖkoEvent“ setzen wir außerdem auf umweltfreundliche Veranstaltungsorganisation, bei der der verantwortungsvolle Umgang mit Lebensmitteln einen wichtigen Platz einnimmt."
"Wir setzen auf den Ausbau von Direktvermarktungskonzepten und regionalen Lieferketten, die die Vernetzung von landwirtschaftlichen Betrieben und Verarbeitern mit den Konsumenten fördern. Öffentliche Kantinen und Großküchen werden angeregt vermehrt auf regionale Produkte aus der Wiener Landwirtschaft setzen, um lokale Wertschöpfung zu stärken."
"Ziel ist ein Ernährungssystem, das unabhängiger von globalen Märkten, sozial gerecht, ökologisch und krisensicher ist. Ein solches Ernährungssystem ist für uns regional und biologisch. Dementsprechend gilt es diese Produzent:innen gezielt zu unterstützen und zu fördern:
⇒ Förderung von regionalen Verarbeitungsbetrieben
⇒ Stärkung direkter Versorgungsmodelle wie Foodcoops, Bauernmärkte, solidarische Landwirtschaft oder regionale Liefersysteme
⇒ Förderprogramme für bäuerliche Direktvermarktung und für Zusammenschlüsse von Produzent:innen und Konsument:innen
⇒ Ausweitung öffentlicher Flächen für Stadtlandwirtschaft (z. B. am Stadtrand oder auf Zwischennutzungsflächen)
⇒ Anpassung der Vergaberichtlinien in der öffentlichen Beschaffung auf regional, saisonal und bio."
"Bereits in den vergangen 5 Jahren haben wir im Rahmen von Grätzlinitiativen das Community Gardening gestärkt. Wir fordern zudem einen Fokus auf Urban Farming, insb. Vertical Farming und das ERNÄHRUNGSRAT WIEN Nutzen innovativer Produktionsmethoden, um auch im städtischen Raum eine gute und lokale Lebensmittelproduktion zu ermöglichen."
"Die bereits in der oberen Frage erläuterten Konzepte haben zum Ziel, die Machtmonopole von Supermarktkonzernen und Banken, die tief im konventionellen Agrarbetrieb verwurzelt sind, zu brechen. Damit soll der enorme Preisdruck auf bäuerliche Betriebe reduziert werden.
Zusätzlich werden aber auch zahlreiche Zwischenhandelsebenen eingespart, wodurch der Preis bei der Konsumentin trotz Förderung von Qualitätsprodukten nicht dramatisch ansteigt.Daran sollen auch Lieferketten mit kurzen Wegen und ökologisch vertretbarem Transport geknüpft werden. Als ein KPÖ und LINKS wienerisches Pilotprojekt wird die Lieferung von kleinbäuerlichen Produkten über die (Straßenbahn)schiene aus ganz Österreich in die Stadt innerhalb einer Legislaturperiode geplant und in ersten Schritten auch schon umgesetzt.
Außerdem sollen auf ungenutzten landwirtschaftlichen Flächen oder in Glashäusern innerhalb des Stadtgebiets wieder Lebensmittel produziert werden. Einerseits durch Ausweitung des landwirtschaftlichen Betriebs der Stadt Wien, der ebenfalls eine stärkere Rolle bei der öffentlichen Versorgung spielen soll. Andererseits durch Vergabe als Pachtfläche an interessierte Projekte, die eine Nah- Stadtversorgung unter ökologischen Gesichtspunkten anstreben.
Bereits vorhandene Projekte, die in die Lebensmittelproduktion eingebunden sind und/oder wertvolle Bildungsarbeit dazu leisten und zum Beispiel Bildungsprogramme für Schulen und Kindergärten anbieten, sollen stärker gefördert werden. (beispielsweise: WelttellerFeld – ernährungsrat wien, Kleine StadtFarm, Naschgarten, Mila, …)"
Welche Maßnahmen plant Ihre Partei, um die notwendige Wende in Richtung einer pflanzenbasierten Ernährung in der Stadt Wien umzusetzen (d.h. mehr pflanzliche, weniger tierische Lebensmittel; siehe etwa die neuen österreichischen Ernährungsempfehlungen lt. BMSGPK)?
"Die Sozialdemokratie setzt sich dafür ein, den Menschen in Wien die Möglichkeit zu geben, sich an einer pflanzenbasierten Ernährung zu orientieren, wenn sie dies möchten. Dazu gehört vor allem eine verstärkte Bewusstseinsbildung: Was zählt zu einer gesunden Ernährung, wie bereite ich pflanzliche Gerichte zu, und wo kann ich diese Lebensmittel beziehen? In der Gemeinschaftsverpflegung wollen wir den Anteil pflanzlicher Speisen erhöhen und den Zugang dazu erleichtern. Zudem möchten wir Raum schaffen, damit Menschen verschiedene pflanzliche Gerichte ausprobieren können, um eine fundierte Entscheidung für ihre Ernährungsweise treffen zu können. Darüber hinaus sind weitere gemeinschaftliche Gärten geplant, und in den neuen Wohnanlagen werden diese bereits mitgeplant. Denn Grünflächen in der Stadt heben die Lebensqualität. Sie sind wichtig für das Stadtklima, das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen. Zudem sind sie Orte der Erholung und Begegnung für alle Wiener:innen. In diesen Gärten dürfen Gemüse, Obst und auch der soziale Zusammenhalt wachsen. Sie bieten einen Raum, in dem Menschen jeden Alters und jeder Herkunft aufeinandertreffen und sich besser kennenlernen können. Neben dem selbst gezogenen Gemüse und der Freude am Garteln entstehen hier auch die eine oder andere Freundschaft."
"Eine bewusste und ausgewogene Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil eines gesunden Lebensstils. Wir setzen auf Bewusstseinsbildung und Information, um den Wienerinnen und Wienern die Vorteile einer vielfältigen und nachhaltigen Ernährung näherzubringen. Gleichzeitig fördern wir innovative Konzepte in der Landwirtschaft, die regionale und umweltfreundliche Lebensmittelproduktion weiter stärken. In öffentlichen Einrichtungen und Kantinen soll es ein breites, attraktives Angebot an hochwertigen, gesunden Speisen geben – ohne Bevormundung, aber mit der Möglichkeit, bewusste Entscheidungen zu treffen."
"Wir Grüne bekennen uns naturgemäß zu den Empfehlungen von Bundesminister a.D. Johannes Rauch und befürworten Anstrengungen in Richtung mehr pflanzlich und weniger tierisch. Maßnahmen könnten unter anderem sein:
⇒ Verpflichtende pflanzliche Optionen in allen öffentlichen Einrichtungen
⇒ Einführung eines regelmäßigen „Klimatellers“ (Erklärung s.o.)
⇒ Aufklärungskampagnen und Bewusstseinsarbeit
⇒ Eine entsprechende Förderlandschaft"
"Überall, wo die Stadt Wien in Verantwortung ist, soll es lückenlose Transparenz bei Informationen über Herkunft und Qualität von eingesetzten tierischen Produkten geben. Wir wollen auch Projekte zu nachhaltiger Ernährung in Wiener Ganztagsschulen weiter fördern. Ziel ist es, neben einer ausgewogenen und vielfältigen Ernährung auch das Bewusstsein für Tierwohl zu stärken.
Zudem soll das kostenlose, warme und gesunde Mittagessen in den Wiener Bildungseinrichtungen ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen entsprechen (z. B. der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung)."
"Fleischkonsum ist in Österreich mitunter ein emotionales Thema. Dennoch sind sich alle Klima- und Umweltexpert*innen einig, dass ein Aspekt der Begegnung der Klimakrise in der Reduktion unseres Konsums tierischer Produkte liegen muss. Wie das geht, macht die Stadt Wien in ihren Kantinen vor. KPÖ und LINKS sieht Frischküchen in allen städtischen Kantinen, sowie für Krankenhäuser, Pflegeheime und Kindergärten und alle Betriebsküchen vor. Angelehnt an das Beispiel des Copenhagen House of Food sollen hier Gerichte angeboten werden, die Lust am Essen vermitteln und Mensch und Natur Gutes tun. In Betreuungs- und Gesundheitseinrichtungen wird hier auf besondere Bedürfnisse – vor allem von älteren Menschen und Jugendlichen – explizit eingegangen. Das haben wir aus gesundheitlichen Gesichtspunkten heraus auch bitter nötig: Während in Wien 31 % der Jugendlichen übergewichtig sind, sind bis zu 85 % der Bewohner*innen von Pflegeheimen mangelernährt. Darüber hinaus werden die Bekochten auch in den Entstehungsprozess der Gerichte eingebunden. Damit wird nebenbei ein Bezug zu tierproduktarmer und regionaler Ernährung aufgebaut und ein Geschmack für diese entwickelt."
Möchten Sie uns sonst noch etwas in Bezug auf das Wiener Ernährungssystem mitteilen?
"Eine gesunde Ernährung ist wichtiger Bestandteil eines guten Lebens. Dies betrifft sowohl die finanziellen Möglichkeiten, die von der SPÖ immer im Kontext der sozialen Sicherheit betont werden, als auch das Wissen über gesunde Ernährung und die Möglichkeit, dieses Wissen praktisch anzuwenden. Neben den finanziellen Aspekten geht es auch um den Zugang zu Bio-, Regional- und saisonalen Lebensmitteln, die unter fairen Arbeitsbedingungen produziert werden. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Zeit, die für die Zubereitung benötigt wird – hier spielen Aspekte wie Freizeit vs. Arbeitszeit und Care-Arbeit eine essenzielle Rolle.
In Wien engagieren sich viele Menschen täglich für eine weitere Verbesserung unserer Lebensqualität und Umwelt. Bereits jetzt werden in Wien wichtige Schritte unternommen, um Lebensmittelabfälle zu vermeiden. In Wien werden derzeit etwa 25% der eingekauften Lebensmittel ungenutzt weggeworfen. Unser Ziel ist es, die Lebensmittelverschwendung bis 2030 um 25 Prozent und bis 2050 sogar um 50 Prozent zu reduzieren. Ein gezielter Fokus auf die Haltbarmachung von Lebensmitteln könnte dazu beitragen, die Verschwendung zu reduzieren. Zudem wäre es sinnvoll, den sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln zu fördern und Menschen dazu anzuregen, möglichst alle Bestandteile von Lebensmitteln zu verwenden. So kann nicht nur die Menge der Abfälle reduziert, sondern auch ein verantwortungsbewussterer Umgang mit wertvollen Ressourcen in unserer Gesellschaft etabliert werden. Eine weitere wichtige Maßnahme wäre, den Anbau von eigenen Lebensmitteln durch Gartenprojekte - wie „Garteln in Wien“ oder gemeinsames Garteln im Gemeindebau - zu unterstützen, damit jeder die Möglichkeit hat, selbst zu erfahren und zu lernen, wie man Lebensmittel nachhaltig produziert. Schließlich könnte die Gemeinschaftsverpflegung als ein großer Hebel zur Veränderung des Ernährungssystems dienen, indem sie als Vorbild für eine umweltbewusste und ressourcenschonende Ernährung dient."
"Wien braucht ein Ernährungssystem, das nachhaltig, sozial gerecht und zukunftsorientiert ist. Ein bewusster Zugang zu regionalen Lebensmitteln sollte ereits in jungen Jahren gefördert werden – Programme wie Schule am Bauernhof leisten hier wertvolle Aufklärungsarbeit, indem sie Kindern den Ursprung und die Produktion unserer Lebensmittel näherbringen. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, mehr Flächen für Urban Gardening und Gemeinschaftsgärten bereitzustellen, um den Wienerinnen und Wienern einen niederschwelligen Zugang zu frischem Obst und Gemüse zu ermöglichen. So schaffen wir ein Ernährungssystem, das Umweltbewusstsein stärkt und die Stadt Wien langfristig resilienter macht."
"Wir stehen für ein Ernährungssystem das krisensicher, ökologisch und sozial gerecht ist – oder, in anderen Worten: Biologisch, regional, saisonal und pflanzenbasiert. Die jüngsten Krisen – allen voran die fossile Inflation, ausgelöst durch Russlands Angriff auf die Ukraine, haben uns gezeigt, wie anfällig unser Ernährungssystem ist. So sahen wir in der konventionellen Landwirtschaft, aufgrund des hohen Mitteleinsatzes, große Preissteigerungen, während sich die biologischen Lebensmittel als wesentlich resilienter darstellten.
Die Stadtregierung hat große Handlungsspielräume, um ebendieses Ernährungssystem zu stärken: Sei es in der Förderlandschaft, in der öffentlichen Beschaffung oder in der Bewusstseinsbildung. Wir finden, dass dieser Handlungsspielraum bis dato viel zu wenig genutzt wird.
Nicht zuletzt geht es aber auch um die Ernährungsgewohnheiten jedes und jeder Einzelnen. Denn die Ernährung ist mitunter der größte Hebel, mit dem jede und jeder zu einer klimagerechten Zukunft beitragen kann. Ein zukunftsfähiges Ernährungssystem beschränkt sich nicht nur auf die Äcker oder Supermärkte – es braucht auch die Konsumentinnen und Konsumenten, die die entsprechenden Lebensmittel kaufen."
"Mit einem Aktionsplan zur Reduktion der Lebensmittelverschwendung für alle öffentlichen Einrichtungen (Magistrat, Kindergärten, Schulen, Kliniken, Pflege- und Pensionistenwohnhäuser etc.) mit konkreten Zielvorgaben und Maßnahmen sagen wir der Ressourcenverschwendung den Kampf an. Wir wollen zudem Lebensmittelverschwendung unkompliziert reduzieren und auf Bundesebene mehr Rechtssicherheit für betriebliche Lebensmittelspenden an Sozialeinrichtungen schaffen."
"Es ist viel zu tun!"